Zum Abschied von
Jürgen Waldhier, StD
- ein Nachruf
Ein „Vollblutfranzose“, ein „Wahnsinnsfußballfan“, ein Sprachtalent, ein emphatischer Lehrer mit feinsinnigem Humor - solche und viele weitere Aussagen sowie lustige und nachdenkliche Anekdoten hört man, wenn man Weggefährten, Mitgliedern der Schulfamilie und Freunden zuhört und in Gesprächen die gemeinsamen Erinnerungen an ihn austauscht; eine Lehrerpersönlichkeit mit großem Engagement, die krankheitsbedingt in den letzten Jahren die an sich selbst gestellten Anforderungen nur noch mit großer Mühe erfüllen konnte.
Am 10.01.1968 in Kelheim geboren entdeckte er gemeinsam mit seinem Bruder die Welt. Nach seinem Einser-Abitur studierte er in Regensburg Französisch und Latein für das Lehramt am Gymnasium. Nach dem I. Staatsexamen folgte das Referendariat, das er im Februar 1997 in München abschloss. Da die Einstellungssituation damals leider nicht gut war, tourte Jürgen Waldhier mit Aushilfsverträgen durch Bayern und lernte dabei einige unterschiedliche Schulen kennen: Neben dem Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting unterrichtete er auch am Gabelsberger-Gymnasium in Mainburg sowie am Institut der Englischen Fräulein in München. Am 11.09.2000 trat er schließlich seinen Dienst als verbeamtete Lehrkraft am Carl-Spitzweg-Gymnasium an.
Vom ersten Tag an war Jürgen Waldhier mit seiner lebendigen Offenheit und seinem partnerschaftlichem Verhalten eine beliebte Lehrkraft und ein geschätzter Kollege. Mit seinem Organisationstalent, seiner Kreativität und Verve setzte er sich für Profilbildung und Innovationen ein und engagierte sich stark für einen Schüleraustausch mit Morliax in der Bretagne, was auch gelang. Generationen von Schülerinnen und Schülern erzählen noch heute bei Abiturtreffen davon und von legendären Parisfahrten.
Seine hervorragenden Kenntnisse und Fähigkeiten in Französisch waren über die Tätigkeiten in der Schule, z. B. als Fachschaftsleiter Französisch, hinaus bekannt. Und so wurde Jürgen Waldhier im Mai 2006 zum Prüfer für die mündlichen Prüfungen im I. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien bestimmt. Zwei Jahre später wurde er zudem Praktikumslehrer für das Fach Französisch und begleitete damit viele Studierende auf ihrem Weg in den praktischen Unterricht im studienbegleitenden Praktikum; auch in Zeiten des Lockdowns und des Distanzunterrichts nahm er diese Aufgaben wahr, und so konnten beide Seiten voneinander profitieren und gemeinsam Erfahrungen sammeln und praktikable Lösungen für den Fremdsprachenunterricht in dieser Ausnahmezeit erarbeiten.
Auch die externe Respizienz an einem Münchner Privatgymnasium zeigte, wie sehr seine Expertise geschätzt wurde. Er war Prüfer für externe Abiturienten und auch für Privatschulen im Landkreis Fürstenfeldbruck im Abitur tätig.
Dass er ebenso vom französischen Bildungsministerium die Prüfererlaubnis für alle Niveaus der DELF und DALF Zertifikate hatte, sei ergänzend angemerkt.
Und so hatte Jürgen Waldhier weitreichende Einsichten in aktuelle Unterrichtssituationen, in verschiedene Schulen, Entwicklungen an der Universität und dennoch immer den Blick auf das Wesentliche gerichtet: Das Verständnis für die Kultur und den Erwerb der Fremdsprache, um Menschen zusammenzubringen und miteinander zu leben und zu lachen, eben Savoir-vivre.
Als langjähriges Mitglied des örtlichen Personalrats und auch als Vorsitzender des Personalrats engagierte er sich auch für das Kollegium und organisierte dabei diverse Veranstaltungen, auch das eine Facette seiner Persönlichkeit.
Am 01.04.2022 verstarb Jürgen Waldhier am Ende eines durch seine Erkrankung mühsam gewordenen Lebensweges.
Die Schulgemeinschaft des CSG trauert um ihren Lehrer, Kollegen und Mitmenschen Jürgen Waldhier.
In bleibender Erinnerung und großer Dankbarkeit verabschieden wir ihn und sind in Gedanken bei seiner von ihm geliebten Familie: Sibylle, seinen beiden Söhne und seinem Bruder.
Wir wünschen Ihnen viel Kraft und Energie in dieser schwierigen Zeit der Trauer und des Verlustes und hoffen, dass wir alle in Erinnerung an die guten und besseren Zeiten, an die wertvollen Momente und gemeinsamen Erlebnisse ihm ein ehrendes Andenken bewahren können.
Germering, 08.06.2022
Rita Bovenz, OStD`in